Buch und Regie Ruth Beckermann und Ina Hartwig Regie Ruth Beckermann Bild Johannes Hammel Montage Dieter Pichler Ton Georg Misch Casting Lisa Oláh Maske Susanne Weichesmiller Ausstattung Andreas Donhauser, Luisa Wammes Produktionsleitung Hanne Lassl Dramaturgie Bernadette Weigel Schnittberatung Gertraud Luschützky Tonbearbeitung Gerhard Daurer, Andreas Pils Mischung Bernhard Maisch Studio-Ton Georg Mittermayr Licht Bernhard Rybar Grading Kurt Hennrich Grafik Thomas Gabriel Animation David Pedro-Suarez Filmgeschäftsführung Susanna Harrer Produktion Ruth Beckermann Filmproduktion
Book and directionRuth Beckermann und Ina Hartwig Director Ruth Beckermann Cinematography Johannes Hammel Editing Dieter Pichler Ton Georg Misch Casting Lisa Oláh Makeup Susanne Weichesmiller Equipment Andreas Donhauser, Luisa Wammes Production Management Hanne Lassl Dramaturgy Bernadette Weigel Editing consulting Gertraud Luschützky Sound editing Gerhard Daurer, Andreas Pils Mixing Bernhard Maisch Studio-sound Georg Mittermayr Light Bernhard Rybar Grading Kurt Hennrich Graphic design Thomas Gabriel Animation David Pedro-Suarez Film Management Susanna Harrer Production Ruth Beckermann Filmproduktion
Berlin 2016
Paris 2016 / SCAM International Award
Graz 2016 / Bester österr. Spielfilm
Mailand 2016 / Hauptpreis Concorso Internazionale
Berlin 2016
Paris 2016 / SCAM International Award
Graz 2016 / Best Feature Film
Milan 2016 / Main Award Concorso Internazionale
Alles ist immer auch das Gegenteil.
Die Medien erzählen uns gerne, dass wir in einer Zeit der Vergletscherung der Gefühle, der Vereinsamung im Internetsupermarkt der Liebespartner leben. Gleichzeitig steigt das Bedürfnis nach Auseinandersetzung mit authentischen Erlebnissen und Gefühlen. Die klassischen Liebesgeschichten haben nichts an Aktualität eingebüßt. Ingeborg Bachmann und
Paul Celan gehören in die Reihe großer, moderner Liebender. Ihre Liebe ist einzigartig, sie steht aber auch paradigmatisch für die Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Begegnung nach der Katastrophe des Krieges und der Vernichtung.
Die wohl wichtigsten deutschsprachigen Dichter der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ringen
um jene Fragen, die auch ich mir immer wieder gestellt habe: Was bedeutet Liebe in unserer modernen bzw. postmodernen Zeit? Wie viele Generationen weit reicht die Zerstörung von Empathie und Vertrauen durch die NS-Ideologie in deren Kernländern Deutschland und Österreich? Sind Leben und Kunst vereinbar?
Everything is also the opposite.
The media likes to tell us that we are living in a time of hardened feelings, of isolation within a kind of internet supermarket for romantic partners. At the same time, there is an increasing desire for authentic experiences and feelings. The classic love stories have lost nothing of their relevance. Ingeborg Bachmann and Paul Celan belong to a long line of great, modern lovers. Their love is both unique and paradigmatic of the possibility and impossibility of a romantic encounter after the catastrophe of the war.
Possibly two of the most important German-speaking writers of the second half of the 20th century concerned themselves with the same questions that I still ask myself: Was does love mean in our post-modern age? How many generations back does the destruction of empathy and trust by Nazi ideology reach in its core countries of Germany and Austria. Are life and art compatible?
Jasmin Drescher
Beckermanns Versuchsanordnung ist so bestechend einfach,
dass man sich zu Anfang fragt, ob das auszureichen vermag: zwei junge Menschen im Funkhaus Wien, vor großen Mikrofonen, allein mit einer Auswahl von Texten, die in einer Zeitspanne von fast zwei Jahrzehnten entstanden sind. Ein letzter Brief Celans datiert auf das Jahr 1967. Sie illustrieren das Bemühen der beiden Künstler
und Liebenden um Verstehen, den Kampf um Nähe, deren Verlust, die phasenweise Entfremdung – die Wiederannäherung.
Schnell zeigt sich, dass es gerade diese reduzierte Art der Präsentation ist, die die Wirkung der Texte zur Entfaltung bringt.
Wie Laurence Rupps Gesicht vor Freude über einen angekündigten Besuch erstrahlt. Wie Anja Plaschgs Augen sich plötzlich verdunkeln, weil das Gesagte zu tief empfunden wird. Wie sie sanft, aber bestimmt, die Aufnahme unterbricht: „Jetzt Schluss, bitte.“ (...)
In den Pausen sitzen Plaschg und Rupp auf einer Treppenstufe, rauchen eine Selbstgedrehte. Wie sehr sie das eben Gesprochene beschäftigt, lässt sich oft eher an beiläufig wirkenden Gesten,
an flüchtigen mimischen Ausdrücken, an dem, was ungesagt bleibt, ablesen. So weit weg die Zeit sein mag, in der der Postbote noch zweimal am Tag kam, so zeitlos sind die Empfindungen,
mit denen sich die beiden Interpreten auseinanderzusetzen haben: die Ungeduld im Warten auf eine Antwort. Die Frustration, immer noch ohne Antwort zu sein. Der Groll, weil sich in der Antwort nicht das Erwünschte findet.
Jasmin Drescher
Beckermann’s experimental set-up is so captivatingly simple that at first one wonders if it’s enough to pull off: two young people in Vienna’s broadcasting studio in front of two large microphones alone with a selection of texts written over a period of almost two decades. A final letter from Celan dated 1967. They illustrate on both artists’ and lovers’ part the effort to understand one another, their struggle for closeness and its loss, their slow estrangement – their reconciliation.
It’s soon apparent that it is precisely Beckermann’s stripped-down presentation that allow the texts to unfold and achieve their full effect. How Laurence Rupp’s face lights up with joy over an announced visit. How Anja Plaschg’s eyes suddenly darken, because what is said is felt too deeply. How gently, yet firmly the recording breaks off: “Now stop, please.” (…)
During the breaks, Plaschg and Rupp sit on the steps and smoke self-rolled cigarettes. How much of what they’ve just said preoccupies them is revealed more by their seemingly casual gestures, their fleeting facial expressions, in that which is left unsaid. Though the time when the mailman would come by twice a day is long gone, the feeling the two reporters confront remain timeless: the impatience in waiting for a response. The frustration of still being without an answer. The resentment over the undesired answer.